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Elektromobilität in der Krise – zu wenig Schnelllader und wo soll denn der ganze Strom herkommen?

Die Headline beschreibt so die Stimmung im Land zum Thema Elektromobilität ziemlich gut und dennoch ist sie weit weg von der Realität, auch wenn Fünkchen Wahrheit darin versteckt sind.

Aber fangen wir von vorne an. Ich bin Elektroautofahrer seit Anfang 2019 und habe unterschiedliche Phasen durchlaufen.

Zuerst hatte ich eine Garage ohne Strom und demnach mein Auto an öffentlichen Ladeparkplätzen geladen. Dabei habe ich maßgeblich über Roaming Karten (ADAC EnBw, Plugsurfing, Lichtblick Fahrstrom) dafür bezahlt, da ich mir den Kampf um die kostenlos Lader an den Einkaufszentren ersparen wollte und diese sowieso als nicht nachhaltig empfunden habe.

Ladeparkplatz für Elektroautos in Berlin, leider kein Luxus der überall, auch nicht in Berlin, ausserhalb des S-Bahnrings, große Verbreitung hat.

Inzwischen habe ich eine Steckdose am Garagenstellplatz und lade mit meinem “Ladeziegel” gemütlich mit 7A immer wenn mein Auto dort steht. Letzteres ist nahe an der Perfektion, einerseits, weil die Batterie eigentlich nie leer ist, dennoch geschont wird, andererseits, weil es nachhaltig mit unserer Netzinfrastruktur umgeht, und die durch hohe Ladeströme nicht unter unnötige Dauerlast setzt.

Nachteile davon sind jedoch 1. hohe Ladeverluste bei der niedrigen Ladeleistung (Es gibt unterschiedliche Messungen, die im Netz zu finden sind Verluste werden zwischen 10 und 15% liegen, wohlgemerkt nur durch die Steckdose und geringe Ladeleistung, weitere Lade-Verluste im Auto kommen noch dazu), 2. die Steckdose ist eigentlich nicht für eine solche Dauerbelastung vorgesehen und abgesichert.

Letzteres Risiko halte ich durch die Reduktion der Ladeleistung am Auto auf 7A so niedrig es geht, aber es ist nicht ganz vom Tisch. In Planung ist die Mietgarage nun mit einer Ladelösung auszustatten, aber das ist nunmal eine langwierigere Sache im Gemeinschaftseigentum. Aber ich (wir mit Get it done) sind dran.

Das ist der Alltag, und bis hier habe ich noch kein Wort über Schnelllader aus der Headline verloren. Das hat auch seinen Grund.

Schnellader in der Stadt sind maßgeblich nützlich für Geschäftsreisende, für die es gleich weite Distanzen weitergehen muss. Ansonsten am besten entlang von Autobahnen aufgehoben.

Der Normalverbraucher mit Elektroauto braucht keine Schnelllader im Alltag, den der durchschnittliche Deutsche mit 40km Fahrstrecke am Tag im Auto verbringt. Diese 40km Strecke ist über Nacht an der Steckdose, wie oben beschrieben, wieder in der Batterie, und potentiell mehr.

Kurze Rechnung dazu: 20kW/100km Verbrauch (meiner verbraucht weniger) bedeutet auf 40km, konservativ gerechnet, 10kW sind raus aus der Batterie. 1,6kW über die Steckdose heisst in 7 Stunden ist die Batterie wieder gefüllt auf dem Stand vor meiner Pendelstrecke. Das Auto steht aber in der Regel nicht nur 7 h in der Garage über Nacht, also wenn man mal mehr verfahren sollte, ist auch das Mehr an Strom wieder im Auto, ohne Probleme.

Diese Schnelllader Diskussion ist eine Diskussion aus dem Zeitalter der Tankstellen und hat in der Elektromobilität nichts zu suchen, zumindest nicht als dominantes Thema für den Alltag des Normalverbrauchers mit seinem Elektroauto.

Was es geben muss, ist die Diskussion um die Ausstattung eines jeden Parkplatzes in Deutschland mit einem Ladeanschluss zum langsam Laden des Elektroautos. Das Elektroauto wird nämlich, wie auch die Verbrenner zuvor, die meiste Zeit seines Lebens stehend verbringen, diese Zeit muss zum Laden genutzt werden können.

Wir installieren Wallboxen, hier eine von Easee, installiert von einem Get it done Handwerkspartner.
Wir installieren Wallboxen, hier eine von Easee, installiert von einem Get it done Handwerkspartner.

Die Limitation der, im privaten Raum geförderten Ladeleistung auf maximal 11kW scheint in die richtige Richtung gegangen zu sein, aber war wohl eher von den Netzbetreibern aus Angst vor Netzüberlastung, als von der von mir zuvor beschriebenen Realität getrieben.

Ich würde mir hier, auch wenn es meinem derzeitigen Geschäft nicht zuträgt, wünschen, dass auch die Nachrüstung der Verteilanlagen gefördert wird, wo es aktuell einen sehr hohen Investitionsstau gibt, der mit dem Anschluss einer Wallbox, teils teuer aufgeholt werden muss, leider ohne Förderung. Viele Elektriker umgehen oder ignorieren das, was uns aber sehr bald auf die Füße fallen wird, weil die Modernisierung hier auch ihren Teil zur Sicherheit und Steuerbarkeit leistet.

Wann wir dann tatsächlich ein Problem mit der Versorgung haben, gilt es im Auge zu behalten, aber eben realistisch abzuschätzen, hinsichtlich der Stelle an der das Problem zuerst zum Tragen kommt. Alleine die Zulassungszahlen machen mir da noch keine Angst (https://www.goingelectric.de/zulassungszahlen/):

Andererseits fehlt es noch am “Mindshift”, der die Tankstellendenke begräbt und die Elektrorealität in den Köpfen, auch einiger neuer Elektroautofahrer, anknipst. Dann nämlich erst realisiert man einen der größten Vorteile des Elektroautos erst:

Man kann überall laden und am besten immer wenn das Auto steht. Tanken war gestern!

Get it done tut sein Bestes, hier zu unterstützen, letztes Jahr haben wir mit unseren Handwerkspartnern in ganz Deutschland über 600 alleine private Wallboxen bei eAuto Fahrern zuhause installiert. Und 2022 werden wohl noch einige dazukommen.